Pressemittelung Kauerndorfer Tunnel

Grüne für Sofortmaßnahmen in Kauerndorf

Bei einer Ortsbegehung am letzten Sonntag in Kauerndorf wurde Bündnis 90 / Die Grünen, vertreten durch MdL Ursula Sowa, MdB Leon Eckert, Kreissprecherin Magdalena Pröbstl und den anderen anwesenden Mitgliedern des KV Kulmbach eines klar: Es braucht Sofortmaßnahmen für die Bürger Kauerndorfs. Selbst am Sonntag Nachmittag ist die Situation dort unerträglich, ja katastrophal: Der Verkehrslärm ist stetig präsent, die meisten Autofahrer rasen zu schnell durch den Ort. Und selbst ohne LKW-Transit kann man sich an der Strecke nicht in normaler Lautstärke unterhalten. Wir haben vollstes Verständnis für die geplagten Bürger Kauerndorfs.

Dass die Bürger seit Jahrzehnten diesen Lärm ertragen, liegt wohl an der Hoffnung, die sie für die Zukunft haben. Dass aber seit Jahrzehnten mit schnellen Mitteln an der gegenwärtigen Situation nichts geändert wurde, ist ein Desaster.

Mit MdL Ursula Sowa, Mitglied im Ausschuss Wohnen, Bau und Verkehr, und MdB Leon Eckert, stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss und diesbezüglich direkter Ansprechpartner für die Bayerischen Belange in Berlin, waren Fachleute vor Ort, mit denen Sofortmaßnahmen erarbeitet wurden.

Die Debatten im Kreistag zum Thema Tunnel sind vor vielen Jahren ohne viel Gegenwehr abgelaufen. Das liegt daran, dass es sich hier um eine Bundesstraße und somit in unserem föderalistischen System um übergeordnete Entscheidungen aus Berlin handelt. Somit konnte man im Gremium Kreistag zwar seine Meinung äußern, aber Entscheidungen wurden diesbezüglich dort nicht getroffen.

Dazu Magdalena Pröbstl: „Des Weiteren möchten wir klarstellen, dass wir Politik nicht auf dem Rücken der Anwohner machen möchten. Wir möchten gemeinsam für eine bessere Zukunft sorgen – besser heute als morgen. Diesbezüglich bleibt, den verantwortlichen Politikern der vergangenen Jahrzehnte hier ein klares Versäumnis vorzuwerfen, nämlich – egal ob mit oder ohne Umgehung – den untragbaren Status Quo sofort zu beheben. Dies hätte schon vor vielen Jahren geschehen müssen.“

Auch möchten wir noch einmal klarstellen, dass auch vor langer Zeit keiner dieser Anwohner je ein Entschädigungsangebot, das definitiv auch über Verkehrswert möglich gewesen wäre, oder sonstige Alternativen angeboten bekommen hat. Diese Mär existiert im Landkreis. Wann sie gestreut wurde, wird erörtert werden. Den Anwohnern ist weder Gier noch Egoismus vorzuwerfen. Sie wurden hingehalten, es wurde nicht mit ihnen gesprochen und dann am Ende eine Lösung präsentiert. Nach jahrelangen Diskussionen und verständlicher „Müdigkeit“ wirkt diese absolut attraktiv. 

Politisch motiviert wurde natürlich immer auf diese „große Lösung“ gesetzt. Durch diese haben wir eine überdimensionierte Brücke in Untersteinach, ein Autobahnkreuz an der Abzweigung nach Stadtsteinach und last but not least – verstärkt durch diese Bauten – auch eine Verkehrszunahme in Himmelkron, Wirsberg und Ludwigschorgast. In Wirsberg soll eine Lärmschutzwand kommen, die anderen Gemeinden werden sicherlich folgen. 

Das „Think Bigger“ hat uns in diese Entwicklung des Straßenverkehr gebracht. Jedes Navi zeigt uns die optimale Route, die Dank immer weniger Schikanen immer häufiger über Staats- und Bundesstraßen führt. Leider ist diese Art des Straßenbaus völlig aus der Zeit gefallen. Hier wird das wegen der langen Planungsphase sehr deutlich. Vor allem durch die wahrscheinlichen Kostenexplosion wegen zahlreicher Unwägbarkeiten im Tunnelbau kann dieses Projekt nicht mehr gerechtfertigt werden. Vergleichbare Tunnel in Bayern werden mittlerweile mit drei- bis vierfachen Beträgen geschätzt, vor allem, wenn doch Wasseradern gefunden werden, die unsere Brunnen versorgen müssten, aber durch einen Tunnelbau umgeleitet würden. Deswegen suchen wir nach wie vor nach Möglichkeiten, die Verkehrsbelästigung durch andere Wege zu minimieren. „Wir müssen in Zukunft klar umdenken, da wir mit unseren Ressourcen und unserer Umwelt insgesamt schonender umgehen müssen. Solche Megaprojekte sind weder zeitgemäß noch zu rechtfertigen.“ so Magdalena Pröbstl.

Der an uns entgegengebrachten Bitte, auf dem Rücken der Anwohner keinen Wahlkampf zu machen, kommen wir gerne nach. Dies wurde auf anderer Seite während der Entscheidung für diese „große Lösung“ Tunnel getan.

Die Verkehrswende wird die Stärkung der Schiene mit sich bringen, auf der nach österrreichischem Vorbild mehr und mehr Güter transportiert werden sollen. Auch diese Zunahme wird für vermehrten Lärm sorgen, der aber weder durch Brücke noch durch Tunnel abgemildert werden wird. Da bräuchte es Schallschutz an den Trassen und direkt an den Häusern.

Deshalb fordern wir Grünen als Sofortmaßnahmen:

  • sofortige Sperrung der B289 für den überregionalen Schwerlastverkehr und Umleitung auf A9 und A73
  • sofortige Aufnahme der B289 in die Mautstrecken
  • sofortige bauliche Veränderung von Ortseinfahrt und Ortsausfahrt durch Verkehrsinseln
  • Entschleunigung durch weitere Inseln oder Bodenwellen
  • Flüsterasphalt
  • sofortiges Projekt „Zone 30“ für die Ortsdurchfahrt
  • Installation einer statischen Verkehrsüberwachung mit Tickets (Leasing durch Gemeinde möglich)
  • bauliche Sofortmaßnahmen an den Häusern (Lärmschutzfenster etc.)

Dazu Leon Eckert: „Für mich hat die Verkehrsverlagerung auf die Schiene absolute Priorität. Unglücklicherweise hat die Verkehrspolitik in Deutschland in den letzten Jahrzehnten übermäßig stark auf die Straße als Verkehrsmittel gesetzt. Die Rechnung zahlen jetzt die Bürger*innen. 

Aber altbekannte Probleme mit altbekannten Mitteln bekämpfen zu wollen, kann nicht unser Ansatz sein. Ich werde mich deshalb in Berlin für einen massiven Ausbau der Schiene, vor allem für den Güterverkehr  und für eine Stärkung des ÖPNV im ländlichen Raum einsetzen.

Dieser Abschnitt der B289 kann alternativ großräumig über die Autobahn umfahren werden, deswegen werde ich beim Verkehrsministerium eine Sperrung der Straße für den Fernverkehr zur Sprache bringen. Insbesondere für Schwerlastverkehr kann eine Sperrung sofort durch eine Tonnagenbregrenzung erfolgen.“

Dazu Ursula Sowa: „Die aktuellen Sorgen und Nöte der BürgerInnen nehmen wir sehr ernst, deswegen setzen wir uns für schnelle Lösungen. Passiver Lärmschutz – Schallschutzfenster –  hilft sofort!“

Für den Herbst planen Bündnis 90 / Die Grünen einen Bürgerdialog mit Bundestags- und Landtagsabgeordneten, zu dem alle betroffenen Bürger rechtzeitig eingeladen werden.

Verwandte Artikel