Nachhaltigkeit in der Finanzwelt – ESG-Kriterien

„Den Sparkassen ist Nachhaltigkeit ins Stammbuch geschrieben“, eröffnete Harry Weiß, Vorstand der Sparkasse Kulmbach Kronach den Vortragsabend zum Thema Nachhaltigkeit in der Finanzwelt im Rahmen der Vortragsreihe des Natur-, Klima- und Umweltbeirats der Stadt Kulmbach. Den eingeladenen Kreis- und Stadträten bot er zusammen mit seinem Mitarbeiter, Christopher Purucker, einen dreiteiligen Überblick über die eigenen Maßnahmen der Sparkasse vor Ort, dem Bewertungsschema für Nachhaltigkeit bei Anlageprodukten und die Nachhaltigkeitsstrategie bei der Eigenanlage.

„Wir sind lokal verwurzelt, wir bilden aus, beschäftigen rund 800 Menschen aus der Region, erzeugen unseren eigenen Strom, investieren in die energetische Sanierung unserer Gebäude, sorgen für Ladeinfrastruktur und fahren elektrisch“ erläuterte Weiß anhand von Beispielen die Nachhaltigkeitstrategie im eigenen Haus. „Unseren Wärmebedarf decken wir an der Hauptstelle über Wärmepumpen, haben die Digitalisierung vorangetrieben, so dass unsere Mitarbeitenden auch im Homeoffice arbeiten können und sind inzwischen nahezu papierlos.“

Von den 2,9 Mrd. Euro, die die Sparkasse pro Jahr einnimmt, vergibt sie rund 1,5 Mrd. an Kredite an hiesige Unternehmen und Privatleute. Aufträge werden überwiegend an Unternehmen vor Ort erteilt, so dass auch die Wertschöpfung vor Ort bleibt. Die restliche Geldmenge ist dem Bereich der sog. Eigenanlagen zuzurechnen .

„Sind Sie interessiert an einem nachhaltigem Anlageprodukt?“ – das ist die Frage, die bei einem Beratungsgespräch über Geldanlagen verpflichtend gestellt werden muss. „Aber es kommt auch immer öfters vor, dass Kunden mit dieser Fragestellung uns gezielt ansprechen,“ berichtet Herr Purucker aus der Beratungspraxis. „Die klassischen Gesichtspunkte einer Geldanlage: Sicherheit, Rendite und Liquidität wurden um das Thema Nachhaltigkeit erweitert, um damit u.a. auch der zunehmenden Nachfrage und den Bedürfnissen unserer Kunden gerecht zu werden. 

Was bedeutet „Nachhaltigkeit? Und wie kann man als Kreditinstitut nachhaltige Produkte und Unternehmen identifizieren, in sie investieren und dies den verschiedenen Interessensgruppen transparent darlegen. 

Der Begriff „Nachhaltigkeit umfasst neben den Umweltaspekten auch Soziales und Unternehmensführung. Seit rund zweieinhalb Jahren gibt es hierzu die sogenannten „ESG Kriterien“, wobei E (environmental) für Umwelt steht, S (Social) für Soziales und G (governance) für Unternehmensführung.

Bei dem Thema Umwelt werden u.a. der Klima- und Umweltschutz, das Wassermanagement, bei Soziales werden u.a. Faktoren wie Menschenrechte, Sozialstandards in den Lieferketten sowie Bestechung und Korruption abgeprüft und bei der Unternehmensführung geht es u.a. um Kundenorientierung und den Umgang mit den Mitarbeitern, deren Mitbestimmungsrecht, Arbeitssicherheit sowie Gesundheitsschutz. 

Unter diesen Kriterien werden die derzeit großen Unternehmen untersucht und bewertet, dass dann in ein Ranking mündet. Dies geschieht über unabhängige Ratingagenturen. Verstöße werden dementsprechend negativ bewertet, das Unternehmen erhält ein schlechtes Ranking, z.B. CCC. In der Konsequenz kann es dazu führen, dass das Unternehmen am Kapitalmarkt einen höheren Zinssatz für die Kreditaufnahme zahlen muss, als mit AAA bewertete Mitanbieter aus der gleichen Branche.

Parallel zum Unternehmen wird das eigentliche Produkt überprüft. Diese Prüfung erfolgt nach den „Sustainabel Development Goals (SDG)“. Hierbei bekommen die Produkte Punkte analog zu den Themen bei der Unternehmensbetrachtung aber auch für u.a. Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung etc. 

Dies – so das Ziel – führe automatisch zu Anstrengungen, Produkte so herzustellen, sein Unternehmen so zu führen, dass sie den Nachhaltigkeitsprinzipien nachkommen.  

Als Wertpapierhaus der Sparkassen nimmt die DekaBank eine wichtige Funktion im Rahmen der Sparkassen Finanzgruppe ein. Sie legt Fonds und  Wertpapiere für die Sparkasse auf und übernimmt die Aufgabe, Unternehmen mit schlechtem ESG Rating und SDGs, Unternehmen, die gegen Menschenrechte oder Arbeitsrecht verstoßen, aus den Finanzprodukten, die die Sparkassen ihren Kunden offerieren, zu eliminieren. Völlig ausgeschlossen werden z.B. Rüstungsunternehmen und Gentechnologie. 

Letzteres traf bei Dr. Dieter Hägele auf völliges Unverständnis:“ wir brauchen doch genveränderte Pflanzen, um die Hungersnot in Afrika zu bekämpfen.“ Worauf die Vorsitzende des Beirats, Dagmar Keis-Lechner meinte, dass dieses Thema in dem Kreis nicht allumfassend diskutiert werden könne und sie hierzu gerne eine Veranstaltung mit der Kulmbacher Uni organisieren wird mit dem Thema „Chancen und Risiken der Gentechnik bei Pflanzen“.

In der Runde trat die weitere Frage auf, wer die Aufsicht bei den Finanzprodukten übernimmt und wer Verstöße bei den dort gelisteten Unternehmen aufdeckt. Hierzu antwortete Harry Weiß, dass es oft NGOs sind, die Verstöße aufgedeckten und die NGOs diesbezüglich eine wichtige Kontrollfunktion hätten. Bei der Sparkasse und auch bei anderen Kreditinstituten prüfen Aufsichtsbehörden die Finanzprodukte, die sie anbieten.

Zum Schluss ging Herr Purucker noch auf die Eigenanlagen der Sparkasse ein. Das Thema Nachhaltigkeit ist hier, ähnlich dem Kundengeschäft, fest verankert. Keis-Lechner beendete die Veranstaltung mit der Frage: „wozu macht unser kommunales Kreditinstitut sich so viel Arbeit und investiert nicht in der derzeitig boomenden Rüstungsindustrie?“

„Ganz einfach,“ war Weiß Antwort „weil wir kommunal sind, wir moralisch richtig handeln wollen und dies wahrnehmen. Weil wir zufriedene Mitarbeiter, eine saubere Umwelt haben wollen und helfen wollen, den Klimawandel zu stoppen. Darüber hinaus spielen auch die positiven Effekte von nachhaltigen Investments auf die Bereiche „Rendite“ und „Risiko“ eine wichtige Rolle für die Sparkasse.

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