Der Ausstieg aus Atom ist zugleich der endgültige Einstieg ins Zeitalter der Erneuerbaren. Hier sind wir seit Antritt der Ampel-Regierung erheblich vorangekommen, haben den Turbo beim Ausbau der erneuerbaren Energien gezündet und holen nach, was unter Vorgängerregierungen liegen geblieben ist. Die große Koalition hat es versäumt, nach Fukushima und der Entscheidung, aus Atom und Kohle auszusteigen, entsprechende Alternativen aufzubauen und konsequent in die erneuerbare Energiezukunft zu investieren. Damit räumen wir nun auf: Schon heute erzeugen wir etwa die Hälfte des Stroms in Deutschland erneuerbar, Tendenz steigend. 2030 sollen es 80 Prozent sein. Mit diesem massiven Ausbau günstiger und risikoarmer Energie aus Wind und Sonne sowie dem Aufbau einer klimafreundlichen Wasserstoffinfrastruktur schaffen wir fünf Dinge gleichzeitig:
- Wir sichern die Energieversorgung.
- Wir schützen das Klima.
- Wir machen uns unabhängig von Autokraten wie Wladimir Putin und ihren fossilen Energien.
- Wir sichern bezahlbare Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher – und zwar dauerhaft, denn fossile Energien werden absehbar teurer werden.
- Vor allem aber legen wir die Grundlagen für den Erhalt und die Erneuerung der wirtschaftlichen Stärke in einem klimaneutralen Deutschland.
Mit dem Fokus auf Erneuerbare sichern wir als Industrienation unseren Wohlstand und schaffen zukunftssichere Arbeitsplätze. Erneuerbare Energien sind heute schon Standortvorteil und Jobmotor. Bis 2030 produzieren wir 80 Prozent der Energie aus Wind und Sonne, Wasser und Biomasse. Gleichzeitig fokussieren wir auf eine kluge Nutzung der Energie und einen effizienten Umgang. Wir investieren in weitere Erforschung, den Ausbau und den Hochlauf der Erneuerbaren, die Stärkung der Energienetze. Kurzum: Wir gestalten unsere Energiezukunft – nachhaltig und sicher.
Die Energieversorgung in Deutschland ist sicher. Atomkraft wird von Wind und Sonne längst in den Schatten gestellt. Schon in den letzten Monaten war der Anteil von Atomstrom marginal und kein wesentlicher Bestandteil der deutschen, sicheren Energie-Infrastruktur mehr. Gemessen an den Herausforderungen sind wir gut durch die vom russischen Angriffskrieg ausgelöste Energiekrise gekommen; Szenarien bis hin zu flächendeckenden Blackouts sind, bei aller Größe der Aufgabe, nicht eingetreten. Für den nächsten Winter sind wir gut aufgestellt.
„Der Ausstieg ist vor allem ein endgültiger Einstieg: in eine sichere und risikoarme, bezahlbare und saubere Energieversorgung – ins Zeitalter der Erneuerbaren. Damit legen wir den Grundstein für künftigen Wohlstand und wirtschaftliche Stärke. Wir machen uns unabhängig von fossiler Energie, von Autokraten wie Wladimir Putin, von unbezahlbaren Energiepreisen. Mit dem klaren Fokus auf erneuerbare Energien, auf Wind und Solar, auch auf Wasserstoff, stärkt die Ampel die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland und schafft zukunftssichere Jobs.“
Ricarda Lang, Bundesvorsitzende
Die wichtigsten Fragen – und Antworten:
Ist die Stromversorgung nach dem 15. April sicher? Ja. Das bestätigt auch der Bericht zur Stromversorgungssicherheit der Bundesnetzagentur vom Januar 2023. Selbst bei einem bundesweit vorgezogenen Kohleausstieges bis 2030 entsteht keine Stromversorgungslücke – bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Atomkraft.
Ist Atomstrom besonders zuverlässig? Nein. Das Durchschnittsalter der AKW in der EU liegt inzwischen bei über 35 Jahren. Die europäischen Atomkraftwerke sind zunehmend störanfällig. Das zeigen die Kraftwerke in Frankreich und Belgien mit vielen Ausfällen, hohem Wartungsaufwand und Sicherheitsrisiken. Auch deutsche AKW hatten immer wieder mit Zwischenfällen zu kämpfen und mussten heruntergefahren werden. Der Atomausstieg schafft also mehr Sicherheit – und Zuverlässigkeit. Denn schon heute steht Atomstrom im Durschnitt infolge von Störungen und Wartungsarbeiten mehr als 20 Prozent der Zeit nicht zur Verfügung. Das ist ein (negativer) Rekord im Vergleich zu anderen Stromquellen.
Ist Atomstrom wirklich günstig? Nein. Die Gesamtkosten von Atomstrom – vom Bau der Kraftwerke bis hin zur (weiterhin ungeklärten) Endlagerung über Jahrhunderte – sind enorm. Die öffentlichen Kosten der Atomenergie, darunter Zwischenlagerung und Rückbau, beliefen sich im Bundeshaushalt 2022 bereits auf rund 1,8 Milliarden Euro. Auch im Betrieb sind AKW teuer, etwa aufgrund von Ausfallzeiten und Wartungskosten. In der Tat war Atomkraft immer schon auf erhebliche staatliche Subventionen angewiesen, um wettbewerbsfähig zu sein. Hinzu kommt: Ein Weiterbetrieb der drei letzten deutschen Atommeiler wäre mit erheblichen Investitionen einhergegangen. Kurzum: Preislich kann Atomstrom nicht mit erneuerbaren Energien mithalten. Energieeffizienz und Erneuerbare sind viel kurzfristiger umsetzbar und werden immer billiger. Ein Gutachten im Auftrag des Wirtschaftsministeriums kam 2015 zum Ergebnis, dass die Gesamtkosten allein in Deutschland etwa 170 Milliarden Euro betragen könnten. Mindestens.
Was ist mit dem Klimaschutz? Grundlegend gilt: Heiße Sommer und Trockenheit führen dazu, dass AKW schlechter oder gar nicht mehr gekühlt werden können – und deshalb immer wieder heruntergeregelt werden müssen. Siehe Frankreich: Hier waren 2022 zeitweise 32 von 56 Reaktoren nicht am Netz; das Land war auf massive Stromimporte angewiesen, auch aus Deutschland. Dieser Trend wird sich mit fortschreitender Klimakrise absehbar verschärfen. Auch bei Uranabbau, Transport, Anreicherung, Bau und Instandhaltung von AKW, Zwischen- und Endlagerung fällt CO2 an. Und: Die unflexible Produktion von AKW-Strom verstopft immer wieder die Stromnetze, was dazu führt, dass erneuerbare Energie ungenutzt abgeregelt werden muss und Windräder unnötig stillstehen.
Ist Atomstrom nachhaltig? Nein. Denn für die Endlagerung des Atommülls gibt es weiterhin keine Lösung. Das zeigt: Mit dem Ausstieg endet nicht die Verantwortung. Die Herausforderung für die Endlagerung des strahlenden Atommülls liegt noch vor uns – und wird tausenden Generationen erhalten bleiben. Bis heute gibt es auf der Welt noch kein funktionsfähiges Endlager. Hier endlich voranzukommen: Dazu müssen nun alle ihren Beitrag leisten. Seit der Verabschiedung des Standortauswahlgesetzes im Jahr 2017 ist der Prozess in Deutschland in vollem Gange, aber es bleibt viel zu tun.
Geht Deutschland einen Sonderweg? Der weltweite Markt für Atomkraftwerke ist rückläufig. Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hat berechnet, dass die maximale Anzahl an weltweit im Betrieb befindlichen Reaktoren bereits 2005 erreicht wurde. Zum Vergleich: Laut World Nuclear Industry Status Report betrug der Anteil von Atomkraft an der weltweiten Bruttostromerzeugung 1996 noch 17,5 Prozent; 2021 waren es nur noch 9,8 Prozent.
Macht Atomstrom unabhängig? Nein. Die Abhängigkeit von Russland ist insbesondere beim Uran groß. Insgesamt bezieht die Welt 53 Prozent des Urans aus Russland, Kasachstan und Usbekistan. Im Jahr 2020 kamen über 20 Prozent des in der EU genutzten Natururans aus Russland, vor allem in Osteuropa. Beim angereicherten Uran waren es 2021 sogar 31 Prozent – und die Alternativen sind begrenzt. Atomkraft läuft also dem Ziel energiepolitischer Unabhängigkeit entgegen.
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