Veitlahm/Mainleus. Er ist nachhaltig, energieeffizient und regional verfügbar: der Baustoff Stroh. Jährlich fallen in der Landwirtschaft Unmengen davon als Nebenprodukt an. Zertifiziert als Baustroh können daraus nicht nur Wohn-, sondern auch Büro- oder Lagergebäude entstehen. Im oberfränkischen Veitlahm gibt es bereits Häuser, die mit dieser Bautechnik errichtet wurden. Zusammen mit Elena Michel, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bayreuth, und Christian Beruleit, lokaler Lehm- und Strohballenbauer, besuchten die beiden grünen Abgeordneten das regionale Projekt und nahmen am Netzwerktreffen sowie einer anschließenden Führung durch die Strohballen-Häuser teil. Begleitet wurden sie von unseren beiden Vorsitzenden Veronika Reis und Christian Ohnemüller sowie Ulf Boderius vom Kreisverband Bayreuth-Stadt. Die Expertise zum Thema brachte Florian Hoppe von Z-Architektur, Vorstand FASBA (Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V.), ein, der auch den Abendvortrag gestaltete.
Ein Ziel des Treffens war es, den Grundstein für ein Wertschöpfungsnetzwerk in der Region zu legen. „Wenn Bauleute oder auch Gemeinden mit Stroh bauen wollen, sollen sie wissen, an wen sie sich wenden können“, erläutert Elena Michel.„Außerdem braucht es eine eingespielte Zusammenarbeit von lokalen Handwerkern, Planern, Architekten und Landwirten. Das wollen wir mit unserer Arbeit fördern.“
Die Besucher waren sehr beeindruckt von der Bautechnik sowie der Expertise vor Ort. „Etwa 40 Prozent des CO2-Azusstoßes in Deutschland und 52 Prozent unseres Abfallaufkommens werden durch den Bau und Betrieb herkömmlich errichteter Gebäude verursacht. Eine Veränderung unserer Art und Weise zu bauen, hat das Potential, einen großen Schritt in Richtung Klima- und Ressourcenschutz zu unternehmen“, findet Ursula Sowa. „Aktuell verwenden wir bei der herkömmlichen Bauweise zu 90 Prozent mineralische, nicht nachwachsende Rohstoffe.“
Auch Tim Pargent sieht im Strohballenbau eine ernst zu nehmende Alternative zu vorherrschenden Bauweisen mit zusätzlich ökonomischen Vorteilen: „Ein Gebäude, das bei der Errichtung auf regional vorhandene und günstige Materialien zurückgreifen kann und bei einem notwendigen Rückbau keine großen Entsorgungskosten beansprucht, ist auf lange Sicht auch günstiger: für Besitzer, Staat und die Umwelt!“ Beide betonen: Angesichts der Tatsache, dass die beschlossenen Klimaziele wiederholt nicht erreicht werden, sei der Bausektor ein wichtiger Stellhebel, dessen Wende es politisch zu unterstützen und zu fördern gelte. Dabei sollte sich die Förderung alternativer Bauweisen nicht nur auf Neubauten beschränken, sondern ebenfalls auf die Sanierung von Bestandsbauten – für die Strohballen ebenfalls ein hervorragender Dämmstoff sind!
Unsere beiden Kreisvorsitzenden sehen außerdem die Kommunen in der Pflicht:„Der Einsatz von Strohballen als Baumaterial ist Schaffung von Wohnraum und aktiver Klimaschutz gleichzeitig – und das bei geringen Betriebskosten. Gemeinden und Städte sollten zumindest ein öffentliches Gebäude als Keimzelle für die Verbreitung überzeugenden Bauweise errichten!“
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