Ich kann Herrn Wilfried Löwinger in vielen Dingen nur beipflichten. Ich ziehe meinen Hut vor den kleinen Landwirten, die mit ihrer ganzjährigen Arbeit, meist ohne Urlaubszeiten, zur Ernährung von uns allen beitragen. Und mittlerweile braucht man dazu eine Menge Idealismus, wenn finanziell nichts hängen bleibt. Ich möchte nur gerne auf etwas hinweisen, das mir sehr am Herzen liegt. Auch in diesem Artikel liegt die Folgerung nahe, dass an allem die „Bienenschützer“ schuld sind. Dass wir in Wirklichkeit die natürlichen Freunde unserer Bauern sind, dass wir darum kämpfen, diese Vielfalt auch in den nächsten Jahrzehnten zu erhalten, das fehlt oft in diesen Berichten. Deshalb möchte ich ein paar Punkte beleuchten. Insgesamt ist das ein hochkomplexes Thema, an vielen Schrauben muss gedreht werden, und das am Besten gleichzeitig. Da haben wir zum einen die angesprochene Marktmacht des Lebensmittelhandels. So lange so eine Preispolitik gefahren wird, Lebensmittel nichts kosten und dadurch „nichts wert“ sind, sind wir in einer Spirale. Und wenn dann der Druck durch die verarbeitende Lebensmittelindustrie auf die Rohstoffpreise zunimmt, kann unser Kleinbauer fast zusperren. Durch die heißen Sommer ist der Getreideertrag immer schlechter geworden, und wenn unsere Bauern nicht die gängigen Preise akzeptieren, bleiben sie auf ihren Rohstoffen sitzen und es wird eben im Ausland eingekauft. Wir sind mitten in einer Klimaveränderung, und wenn wir weiterhin regionale Landwirtschaft wollen, die – auch was den Pestizideinsatz betrifft – kontrolliert und kontrollierbar ist, müssen wir uns um deren Zukunft kümmern. Außerhalb der EU wird oft mit ganz anderen Mitteln hantiert. Beim Schweinefleisch wird es noch komplizierter. Da wir das meiste Fleisch exportieren, bestimmt der Weltmarkt letztendlich die Preise. Dazu kommt, dass das Fleisch in den Supermärkten und Discountern generell zu billig ist, wenn man die Anschaffungspreise der Ferkel und die Arbeit der Bauern, die Transportkosten, die Arbeit der Schlachthöfe, den Gewinn des Lebensmittelhandels etc. einbezieht. In einer Podiumsdiskussion habe ich die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall kennengelernt, die seit über 40 Jahren mit viel Engagement, und verdientermaßen erfolgreich gegensteuert. Über die Auswirkungen kommerzieller Tierhaltung auf unsere globale Gesundheit brauche ich seit Vogelgrippe, Schweinepest, BSE und letztendlich Corona eigentlich nichts mehr sagen. Eine weitere Schraube, an der wir drehen müssen, sind die Subventionen. Kleinbauern bekommen deutlich weniger, da sie weniger Hektar bewirtschaften. Da dies aber oft mit mehr Manpower und kleineren Maschinen bewerkstelligt wird, sollte es bei diesen Subventionen eine Staffelung geben. So würde die Arbeit unserer Kleinbauern, die so wichtig für unser Land sind, unterstützt und wertgeschätzt werden. Die im Artikel angesprochene „Planwirtschaft“ sehe ich an anderer Stelle, denn Großbetriebe erhalten oft ohne eigentliche Arbeitsleistung, nur durch Subventionen, genug zum Überleben. An dieser Schraube müssen wir drehen, angefangen von der EU über den Bund bis hin in die Länder. Auch hier ist die Macht der „Großen“ zu spüren. Dazu brauchen wir auch eine größere Förderung und weitere Unterstützung für Betriebe, die sich für einen ökologischen Anbau entscheiden. Diese muss flächendeckend organisiert sein. Doch gibt es hier eine große Lobby, die in diesem Artikel nicht genannt wurde, und der das nicht so gefallen würde: die Pharmakonzerne. Die „Empfehlungen“ an die Landwirte ändern sich jedes Jahr. Was letztes Jahr das Top-Produkt war, wird in diesem Jahr nicht mehr empfohlen. Ein Besseres, Teureres ist am Start. Verdienen tun wieder die anderen. Auch hier fehlt ein Gesetz, das die Kosten für die Verschmutzung unserer Böden und unseres Grundwassers einfordert. Und hier kommt eine wichtige Errungenschaft unserer Berliner Fraktion ins Spiel: das seit Jahrzehnten geforderte Lobbyregister. Ich verstehe den Ärger der Landwirte, ihre Arbeit kann man nicht hoch genug würdigen. Doch möchte ich darauf hinweisen, dass die „Bienenschützer“ seit Jahrzehnten nicht mitregieren, in Bayern noch nie an der Regierung waren. Die Probleme haben wohl andere Parteien erzeugt. Ich hoffe, dass sich in den nächsten Jahren einiges tun wird. Ich sehe in den Supermärkten die Rückrufe von verpestetem Sesam und giftigen Paprikas. Es wird Zeit, dass wir umdenken. – Magdalena Pröbstl
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